Mein Freund Hanns

Über all die Jahre meiner Arbeit für den Hessischen Rundfunk hatte ich einen Freund an meiner Seite, wie es keinen zweiten gibt.

Hanns Verres war mein Chef als Leiter der Unterhaltungsabteilung im HR, und ich durfte sein Freund sein. In all der Zeit ließ Hanns nie ein Gefühl von Gefälle zwischen Chef und Mitarbeiter aufkommen, und das ist sehr selten.

Als er mich 1971 nach Frankfurt holte, fühlte ich mich sofort geborgen und umsorgt. Als ich 1973 ins Rhein-Main-Gebiet umzog, verschaffte er mir die erste Wohnung in einem Haus direkt in seiner Nachbarschaft. Und es war ein ständiges Pendeln. Es verging kaum ein Tag, an dem wir uns nicht wenigstens kurz sahen. Hanns und seine Frau Ange waren immer großartige Gastgeber, wir haben jeden Abend mindestens einmal, wie Hanns es umschreiben würde, „gelacht, daß ich glaube, mir reißt die Milz“. Ich durfte Gast sein in seinem Haus in Spanien, mitten im Land, ohne Touristen drumrum, und wir lasen uns gegenseitig Robert-Gernhardt-Gedichte vor. Ich werde nie vergessen, wie Hanns lachen konnte. Seine herzliche Menschlichkeit war es, die jeden gefangennahm. Der große Hanns starb nach langer Krankheit 2003. Ausgerechnet an meinem Geburtstag.

Und noch heute kann ich einen Reflex nicht unterdrücken, wenn ich mal etwas sehr, sehr komisches höre: Sofort Hanns anrufen und ihn damit zum Lachen bringen. Ich tu’s für mich, heimlich, ohne Telefon, einfach so, nach oben, und irgendwie höre ich ihn dann auch…..